Ausstieg aus Hartz 4

Rund um Selbstständigkeit unter ALG II.
elektronix00
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Ausstieg aus Hartz 4

#1

Beitrag von elektronix00 »

Hallo,
ich bin nun im vierten Monat selbständig und bekomme bis Ende Dezember noch diese 180 Euro Fördergeld, mein Geld vom Jobcenter wurde schon wegen meiner Umsätze um 400 Euro gekürzt. Für das kommende Jahr habe ich geplant, aus Hartz 4 auszusteigen, sobald die monatlichen Umsätze noch etwas besser geworden sind. Irgendwie kommt man ja auch nicht weiter, wenn man immer aufpassen muss, dass man monatlich nicht zu viel Umsatz macht und in etwa an der 1200 Euro Grenze bleibt.

Zu meinen Fragen: nach welchen Kriterien macht es Sinn, sich vom Jobcenter zu trennen? Ausreichend Umsatz, sodass man alle Kosten decken kann incl. der Krankenversicherung, die man dann ja selber zahlen muss? Durch fast zwei Jahre Hartz4 ist man ja sparsamer geworden. ;.)

Wie sieht es aus, wenn ich mich vom Jobcenter abmelde, mein Unternehmen ein paar Monate gut läuft und dann plötzlich der Umsatz wieder nachlässt? Kann man dann wieder so einfach zurück zum Jobcenter? Wie wird das Geld, das vielleicht in der Zwischenzeit verdient wurde, angerechnet?

Ich bin immer etwas (über)vorsichtig und plane gerne weit voraus. Vielleicht kann ja der/die ein oder andere von seinen persönlichen Erfahrungen etwas schreiben.
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Koelsch
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#2

Beitrag von Koelsch »

Klar musst Du Fresselchen und Miete decken können (evtl. mit Wohngeld).
Wenn's an der Krankenkasse scheitert, da gibt's einen separaten Zuschuss nach § 26 SGB II.
Raus aus ALG II und später wieder rein hab ich damals dank der sog. Weltwirtschaftskrise selbst praktizieren müssen. Lief problemlos, allerdings weiss ich nicht mehr, wie lange ich aus dem Bezug raus war.
Frei nach Hanns-Dieter Hüsch, ist der Kölner überhaupt zu allem unfähig. Er weiß nix, kann aber alles erklären.
Deshalb kann von mir keine Rechtsberatung erfolgen, auch nicht per e-mail oder PN.
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Qnetz
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#3

Beitrag von Qnetz »

Da ich meine Situation nicht genau abschätzen konnte, habe ich für den letzten Bewilligungszeitraum einfach die Weiterbewilligung beantragt und die lästige Eks-Buchführung weiter geführt. Am Ende war ich knapp darüber und musste mit der aEks meine ALG2-Bezüge zurückzahlen. KV+PV Beiträge hatte trotzdem das Jobcenter bezahlt und Rundfunkgebühren wurden auch nicht nachträglich fällig. Ich würde den Übergang wieder so machen um eine gewisse Sicherheit zu haben wenn es doch nicht so gut läuft.
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Koelsch
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#4

Beitrag von Koelsch »

Das ist ein guter Plan
Frei nach Hanns-Dieter Hüsch, ist der Kölner überhaupt zu allem unfähig. Er weiß nix, kann aber alles erklären.
Deshalb kann von mir keine Rechtsberatung erfolgen, auch nicht per e-mail oder PN.
HarzerUrvieh
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#5

Beitrag von HarzerUrvieh »

Du könntest Deine Umsätze "steuern".

Bsp.: im ersten Monat schiebst Du eine Rechnung in den Folgemonat. Also nicht z.B. im Januar die Rechnung verschicken, sondern erst im Februar.
Im zweiten Monat versuchst Du 2 Rechnungen in den dritten Monat zu verschieben. Also zwei Rechnungen nicht im Februar verschicken, sondern erst im März.
Im dritten Monat versuchst Du 3 Rechungen in den vierten Monat zu verschieben. ...

Vorteil: Du "sparst" Dir Umsatz an, den Du dann im ersten Monat nach dem Ausstieg als "unbelastete" Einnahme verbuchen kannst ;-)
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marsupilami
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#6

Beitrag von marsupilami »

Mit anderen Worten: den "cashflow" steuern.

Erfordert aber eine wirklich zeitnahe und exakte Buchhaltung.
Signatur?
Muss das sein?
Olivia
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#7

Beitrag von Olivia »

Wer seine Buchhaltung halbjährlich nachträglich macht (Belege in Schuhkarton), kann die von HartzerUrvieh gemachten Vorschläge leider nicht umsetzen.
HarzerUrvieh
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#8

Beitrag von HarzerUrvieh »

Olivia hat geschrieben: Do 27. Okt 2022, 11:34 Wer seine Buchhaltung halbjährlich nachträglich macht (Belege in Schuhkarton), kann die von HartzerUrvieh gemachten Vorschläge leider nicht umsetzen.
Häää?
1. macht der TO seine Umsatzsteuervoranmeldung bestimmt monatlich. Ist doch so im ersten Jahr nach Gründung, richtig?
2. hat mein Vorschlag überhaupt keinen Einfluss auf die Buchführung. Und wenn doch, welchen denn?
3. wenn man seinen theoretischen Monatsumsatz sehr genau nimmt, kann man die "Ansparrechnung" gerne auf den letzten Tag datieren und zeitgleich versenden. Die Chance, dass der Kunde noch im gleichen Monat zahlt, ist sehr gering.
4. werden die Umsätze des TO hoffentlich nach Vereinnahmung besteuert. Dann ist es auch völlig egal, welches Datum die Rechnung trägt. Denn, der Umsatz findet erst statt, wenn das Geld (irgendwann) auf dem Konto landet. (IST-Versteuerung)
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elektronix00
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#9

Beitrag von elektronix00 »

genauso wie es HarzerUrvieh empfohlen hat, mache ich es auch. Ich habe bei meinen momentan drei Haupt Auftraggebern Geld geparkt und schreibe jeden Monat Rechnungen, sodass ich im Schnitt immer so um die 900 bis 1200 Euro liege, je nachdem wie es mit den Ausgaben aussieht. Meine persönliche, die für die EKS und eine noch für später mal das Finanzamt mache ich immer in etwa zeitgleich. ;.) Die Sache ist ja nur die, wenn ich ein paar mal über die 1200 Euro Grenze drüber komme, dann werden die mich vom Jobcenter wohl „ausmustern“, da ich dann ja genug Umsatz mache. Von meinen drei Auftraggebern weiß ich in etwa, welche Arbeiten ich im kommenden Jahr zu erwarten habe und was mir das dann in etwa an Umsatz bringt. Nach meinen Berechnungen liege ich knapp an der Kleinunternehmergrenze von 22000 Euro. Zum Leben und Decken der Kosten reicht das nicht, aber ich liege damit über dem Hartz 4 Satz mit Miete und werde dann ja nicht mehr weiter vom Jobcenter unterstützt. Oder irre ich mich?
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Koelsch
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#10

Beitrag von Koelsch »

Eventuell wird Krankenkasse noch gezahlt, und Du hättest vermutlich Anspruch auf Wohngeld.
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Deshalb kann von mir keine Rechtsberatung erfolgen, auch nicht per e-mail oder PN.
HarzerUrvieh
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#11

Beitrag von HarzerUrvieh »

:Daumen:
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elektronix00
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#12

Beitrag von elektronix00 »

Hatte eben unangemeldeten Besuch bekommen und habe etwas zu schnell und kurz geantwortet.
Den Tipp von HarzerUrvieh habe ich ja die ganze Zeit schon angewandt. Wenn ich mich beim Jobcenter abmeldet, dann kann ich ein paar größere Rechnungen schreiben und ich habe dann im Folgemonat und auch noch einen oder zwei Monate danach mehr Geld und käme damit über die Runden. Die meisten Aufträge sind eher temporär und ich wäre mit etwas Sparsamkeit vielleicht 3 oder 4 Monate ohne Jobcenter unterwegs. Wenn ich dann wieder zum Jobcenter muss, geht der komplette Papierkram wieder los, ich muss wieder Kontoauszüge beibringen und bekomme dann wohl gesagt, dass ich mein verdientes Geld zu schnell ausgegeben hätte. Ich muss ja jetzt schon vom momentanen Geld etwas zur Seite legen, weil ich nicht weiß, was mich nach der aEKS an Rückzahlung erwartet. Fragen über Fragen.
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Koelsch
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#13

Beitrag von Koelsch »

Welcher unangemeldeter Besuch?
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elektronix00
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#14

Beitrag von elektronix00 »

ein Freund ist vorbeigekommen und der hatte sich vorher nicht angemeldet. Also nix Schlimmes. ;.)
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Koelsch
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#15

Beitrag von Koelsch »

Mach Dich nicht verrückt wegen etwaiger Rückzahlungen. Das kann man rauszögern und man kann sehr günstige Ratenzahlung vereinbaren.
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#16

Beitrag von HarzerUrvieh »

Das stimmt. Je nach Blickwinkel zögere ich nun seit über drei Jahren heraus oder streite seit drei Jahren rum ;-)

Es ist anfangs etwas schwerer, aber nach einer Weile kommen Aufträge mit denen man gar nicht gerechnet. Seit etwas über 12 Jahren arbeite ich auf eigene Rechnung. Und ich habe alle paar Monate mal die Sorge, wie ich über die Runden kommen soll. Es ist manchmal so, dass das Auftragsbuch leer ist oder man nicht fertig wird (warum auch immer) und deshalb keine Rechnung schreiben kann. Aber, kurz vor der ganz großen Panik kam fast immer ein Auftrag ins Haus, bis auf zwei Ausnahmen...

Dran bleiben. Regelmäßig Neukunden akquirieren. Früh von Kunden trennen, wenn sie nur Zeit und Nerven kosten oder die Gewinnspanne sehr gering ist. Nicht zu viele verschiedene Dienstleistungen anbieten. Ein Spezialisierung suchen... blabla blabla...

Du machst das schon! :Daumen:
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tigerlaw
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#17

Beitrag von tigerlaw »

elektronix00 hat geschrieben: Fr 28. Okt 2022, 20:37 Hatte eben unangemeldeten Besuch bekommen und habe etwas zu schnell und kurz geantwortet.
Den Tipp von HarzerUrvieh habe ich ja die ganze Zeit schon angewandt. Wenn ich mich beim Jobcenter abmeldet, dann kann ich ein paar größere Rechnungen schreiben und ich habe dann im Folgemonat und auch noch einen oder zwei Monate danach mehr Geld und käme damit über die Runden. Die meisten Aufträge sind eher temporär und ich wäre mit etwas Sparsamkeit vielleicht 3 oder 4 Monate ohne Jobcenter unterwegs. Wenn ich dann wieder zum Jobcenter muss, geht der komplette Papierkram wieder los, ich muss wieder Kontoauszüge beibringen und bekomme dann wohl gesagt, dass ich mein verdientes Geld zu schnell ausgegeben hätte. Ich muss ja jetzt schon vom momentanen Geld etwas zur Seite legen, weil ich nicht weiß, was mich nach der aEKS an Rückzahlung erwartet. Fragen über Fragen.
Sehe ich im Ergebnis nicht so: In den "Zwischenmonaten" kannst du durchaus Rücklagen aufbauen, ohne dass JC dir Vorwürfe machen kann. Und wenn es sinnvolle Investitionen sind, dann erst recht.

Wenn Du beim JC Querulanten hast, musst du allerdings wohl schlimmstenfalls klagen ...
Ich darf sogar beraten - bei Bedarf bitte PN!
Olivia
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#18

Beitrag von Olivia »

In den "Zwischenmonaten" kann bspw. auch umgezogen werden in eine teurere Wohnung, so dass dann deren höhere Miete bei einem eventuellen Wiedereintritt in den Leistungsbezug zu übernehmen wäre. Dies gilt aber nur, wenn für mindestens einen Monat bedarfsdeckendes Einkommen erzielt wurde und der Umzug in der leistungsfreien Zeit erfolgt.
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marsupilami
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#19

Beitrag von marsupilami »

Umzug koschtet!!

Würde ich erst dann auf die to-do-Liste setzen, wenn wirklich Geld dafür über ist.


Abgesehen davon: bei den derzeitigen Mietpreisen würde ich das so lange wie irgend möglich schieben.
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elektronix00
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#20

Beitrag von elektronix00 »

Danke für die Tipps und Informationen. Dann werde ich den größten Teil davon umsetzen.

@ Koelsch: ich dachte, dass das Jobcenter nach der aEKS weitere Zahlungen einstellt, wenn zu viel an Sozialleistungen bezahlt wurde. Zurzeit wurden bei mir schon ca. 50 % der Gesamtleistung gekürzt.
Für die Rücklagen sieht meine Rechnung so aus: Vom Monatsumsatz ziehe ich alle Freibeträge ab, die mir zustehen. Betriebliche Ausgaben lasse ich mal aus allen Berechnungen weg, weil ich nicht weiß, was gekürzt oder gestrichen wird. Von dem Restbetrag ziehe ich dann das ab, was ich monatlich noch vom Jobcenter bekomme zzgl. das, was mir bereits wegen der EKS abgezogen wird. Diese Summe wird zur Seite gelegt. Wenn dann nach der aEKS nichts von meinen Ausgaben gekürzt oder gestrichen wird, habe ich etwas Guthaben angespart.
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#21

Beitrag von elektronix00 »

Umzug kommt für mich nicht infrage. Meine Wohnung hat ca. 80qm, ich habe eine Garage und kann den Garten zum größten Teil für mich benutzten und ich wohne halbwegs zentral. Ich zahle dafür knapp 300 Euro Kaltmiete und auch die Nebenkosten sind (noch) sehr niedrig. Ich glaube, da wird niemand so schnell umziehen.
@ Olivia: der Hinweis mit dem Umzug in eine teurere Wohnung mit anschließender Rückkehr zum JC kann man auch für andere Dinge so sehen?
Beispiel: ich melde mich von JC ab, weil ich weiß, dass ich in Kürze größere Umsätze durch einen Auftrag zu erwarten habe. Der Auftrag ist aber zeitlich begrenzt und bringt mir nur für ca. 2 Monate viel Geld. Der Auftrag ist erledigt, die Rechnungen wurden geschrieben und das Geld ist bei mir angekommen. Im dritten Monat weiß ich vorausschauend, dass ich keine so tolle Aufträge mehr in der nächsten Zeit bekommen werde und sich der monatliche Umsatz wieder im alten Rahmen wie vorher bewegt. Ich melde mich dann wieder beim JC, damit ich spätestens im 4. Monat wieder Bezüge von denen erhalten kann.
Olivia
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#22

Beitrag von Olivia »

elektronix00 hat geschrieben: Sa 29. Okt 2022, 14:40 @ Olivia: der Hinweis mit dem Umzug in eine teurere Wohnung mit anschließender Rückkehr zum JC kann man auch für andere Dinge so sehen?
Beispiel: ich melde mich von JC ab, weil ich weiß, dass ich in Kürze größere Umsätze durch einen Auftrag zu erwarten habe. Der Auftrag ist aber zeitlich begrenzt und bringt mir nur für ca. 2 Monate viel Geld. Der Auftrag ist erledigt, die Rechnungen wurden geschrieben und das Geld ist bei mir angekommen. Im dritten Monat weiß ich vorausschauend, dass ich keine so tolle Aufträge mehr in der nächsten Zeit bekommen werde und sich der monatliche Umsatz wieder im alten Rahmen wie vorher bewegt. Ich melde mich dann wieder beim JC, damit ich spätestens im 4. Monat wieder Bezüge von denen erhalten kann.
Es kommt darauf an. Eine Abmeldung mitten im BWZ gelingt meistens nicht, sondern das Jobcenter wird stets auf der "Erfüllung" von vollen sechs Monaten Leistungsbezug bestehen, trotz eigentlich jederzeit möglichem Verzicht auf Sozialleistungen, siehe https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbi/46.html

Daher solltest Du planbare Umsätze, die Dich für Deinen Lebensunterhalt selbst sorgen lassen können, so legen, dass diese jeweils zwischen verschiedenen 6-Monats-BWZ-Intervallen eintreffen. So hast Du beispielsweise ein halbes Jahr Leistungsbezug, dann zwei Monate leistungsfreie Zeit, in denen Dich Deine Auftraggeber bezahlen und Du Deinen Lebensunterhalt selbst bestreitest, und dann bei Bedarf (wenn Auftragsflaute herrscht) wieder ein halbes Jahr Bezug und so weiter.

Damit das Geld auch wirklich in den leistungsfreien Monaten eintrifft, solltest Du Deine Rechnungen entsprechend stellen. Ggf. kann auch eine Vereinbarung über ein Zahlungsziel mit dem Auftragnehmer getroffen werden. Eine schnelle Zahlung bewirkst Du mit einem hohen Skonto, der selbstverständlich bereits bei Angebotserstellung in der Kalkulation mit aufgeschlagen wurde (und natürlich ohne dass es für den Kunden im Angebot ausgewiesen wäre!).
HarzerUrvieh
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#23

Beitrag von HarzerUrvieh »

Es besteht aber die "Gefahr", dass bei sehr kurzen Pausen zwischen den Leistungsbezügen, die KdU nicht mehr voll anerkannt werden. Wenn der TO bereits eine Kostensenkungsaufforderung erhalten hat.
Licht ist schneller als Schall. Deshalb wirken manche Menschen hell, bis man sie sprechen hört.
elektronix00
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#24

Beitrag von elektronix00 »

Danke an alle für die Engelsgeduld. Trotz googeln bleiben immer noch Fragen offen und hier im Forum kann ich davon ausgehen, dass Aussagen und Tipps Hand und Fuß haben.
@ Olivia: so in etwa habe ich mir das vorgestellt. Nach 6 Monaten die aEKS abgeben, auf die Auswertung warten und falls nichts oder nur sehr wenig zurückgezahlt wird, beim JC aussteigen und versuchen auf eigenen Beinen zu stehen. Da die Bearbeitung der aEKS aber etwas dauern kann, muss ich doch gleichzeitig wieder eine Verlängerung der Leistungen beantragen und dann bin ich wieder für 6 Monate im Leistungsbezug drin.
Und was ich auch nicht so recht verstehe. Wenn ich doch monatlich nicht über die 1200 Euro Umsatzgrenze hinaus kommen darf, weil sonst das JC dieses Mehr komplett einbehält, wie soll man da in einer kurzen Zeit aus dem Leistungsbezug herauskommen? Wenn morgen mein Auto kaputtgeht, kann ich alles an den Nagel hängen. Zurzeit bekomme ich noch ein zusätzliches Fördergeld von 180 pro Monat bis Ende des Jahres. Da konnte ich bis jetzt immer noch etwas zur Seite legen für den Notfall. Auch von den Freibeträgen konnte ich etwas sparen. Es ist eigentlich schon etwas frustrierend, wenn man Wille zeigt und daran arbeitet aus der Hartz 4 Nummer herauszukommen, aber trotzdem weiterleben soll wie während des Hartz 4 Bezugs.

@HarzerUrvieh: ich hatte weiter oben schon geschrieben, was ich an Miete zahle. Zusammen mit den Nebenkosten liege ich unter (noch) 400 Euro bei ca. 80 qm. Wohnungen, die nur halb so groß sind, kosten in meiner Stadt schon mehr. Ist zwar Altbau, aber in gutem Zustand. Ich glaube nicht, dass da an der KdU etwas geändert werden kann. Zudem momentan ja überall die Preise in die Höhe gehen.
Olivia
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Re: Ausstieg aus Hartz 4

#25

Beitrag von Olivia »

elektronix00 hat geschrieben: So 30. Okt 2022, 11:29 Wenn ich doch monatlich nicht über die 1200 Euro Umsatzgrenze hinaus kommen darf, weil sonst das JC dieses Mehr komplett einbehält, wie soll man da in einer kurzen Zeit aus dem Leistungsbezug herauskommen?
Nein, Du darfst während des ergänzenden Sozialleistungsbezuges als selbständiger Aufstocker durchaus über 1200 Euro im Monat verdienen, wenn sich das Geschäft entsprechend positiv entwickelt. Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff, er nennt sich "übersteigendes Einkommen". Dieses darf vollständig von Dir behalten werden.

Folge ist, dass Du die Aufstockung vollständig an das Jobcenter zurückzahlen musst, bis auf die Krankenkassenbeiträge. Diese brauchst Du nicht nachträglich an das Jobcenter zurückzahlen, wenn Du während des BWZ über das Jobcenter versichert warst.
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