Eigenkündigung wegen Depressionen -

Hilfe bei der Antragstellung und dem ALG II Bescheid
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Beycep_07
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Eigenkündigung wegen Depressionen -

#1

Beitrag von Beycep_07 »

Servus zusammen,

ich bin seit gestern arbeitslos, da ich selbst in der Probezeit gekündigt habe.
Zuvor war ich bei einer anderen Firma angestellt, bei der es aber zu extremen Mobbingattacken kam, wegen derer ich leider immer noch mit Depressionen und Aggressionen zu kämpfen habe.

Ich wollte es in einer neuen Firma nochmal probieren, leider ohne Erfolg -besagte Depressionssymptome sind erneut aufgetreten, weshalb ich seit ca. 3 Wochen krankgeschrieben bin.

Die Eigenkündigung ist im Affekt entstanden -ich weiss dass selbst zu kündigen extrem dämlich war -aber naja.

Gestern habe ich mit der Hotline von der Arbeitsagentur gesprochen, die mich darauf hingewiesen hat, dass ich erst genesen sein muss, um mich arbeitslos zu melden (sprich in 2 Wochen nach Auslaufen meiner Krankmeldung wäre ich das ja auf dem Papier). Wenn ich jetzt noch 2 Wochen bis zu meiner "Genesung" warten muss, dann werden an die 3 Monate Sperrzeit ja noch 2 Wochen drangehangen oder?

Besagte Dame hat mir zudem mitgeteilt, dass ich wohl von meiner Krankenkasse finanzielle Unterstützung bekommen würde -leider konnte ich dazu im Netz sowie auf der Seite meiner Krankenkasse nix finden. Krankengeld würde ich ja eigentlich erst nach ein paar Monaten der Anstellung mit Krankheit erhalten (ich war aber erst seit einer Woche im Betrieb) und soviel ich weiß kann man kein Krankengeld nach der Eigenkündigung beantragen.

Bin ich jetzt überhaupt krankenversichert und wird die Rente weiter eingezahlt?
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marsupilami
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#2

Beitrag von marsupilami »

:willkommen: im Forum.
Beycep_07 hat geschrieben: Mi 3. Mai 2023, 10:41 Die Eigenkündigung ist im Affekt entstanden -ich weiss dass selbst zu kündigen extrem dämlich war -aber naja.
Will ich auch nicht weiter kommentieren.
Beycep_07 hat geschrieben: Mi 3. Mai 2023, 10:41 Gestern habe ich mit der Hotline von der Arbeitsagentur gesprochen, .....
Niemals nicht solche Sachen am Telefon erzählen lassen, besprechen, .....
Am Besten gar nicht telefonieren.
Begründung:
- grundsätzlich wird auch jeder Telefonkontakt durch die MA des JC in Deiner E-Akte dokumentiert.
Was genau die da reinschreiben entzieht sich aber Deiner Kenntniss - Du müsstest also erst Akteneinsicht beantragen und dann - wenn notwendig - mühselig Korrekturen verlangen.
- Du kannst nicht belegen, dass Du was anderes gemeint, gesagt hast, als was da in dieser Dokumentation steht.
- spätestens nach 1 Woche weiß keine Seite, was genau da be- und/oder versprochen wurde, vereinbart wurde ....
- wenn die Deine Tel.Nr. haben, versuchen die gerne, Dich per Telefon zu erreichen und Dir dann sonstwas zu erzählen.

Wenn Telefon, dann nur mit "Begleitung", dann aber auch unbedingt sagen, dass jemand mithört!

Also schlicht und einfach jetzt die Formulare besorgen, ausfüllen und möglichst nachweisbar dort einreichen.
https://www.arbeitsagentur.de/arbeitslo ... eit-finden
Lad Dir auch die Merkblätter, Ausfüllhinweise, ..... herunter, so dass Du dort auch selbst das eine oder andere nachschauen kannst.
https://www.arbeitsagentur.de/datei/ant ... 042689.pdf

Auch hier
https://www.hartziv.org/formulare/
gibt's das ganze Sammelsurium verlinkt.


Mach Dir auch den einen oder anderen screenshot bzw. druck Dir die ausgefüllten Formulare ein zweites Mal für Dich und Deine Unterlagen aus.

Wichtig: insbesondere das, was vom JC kommt aufbewahren!
Es geht dabei auch um spätere Rentenansprüche!!

Parallel nach Psychiater, Psycho-Therapeuten suchen, die Angelegenheit dringend machen.
Argumentationshilfe: Du hast Angst vor den möglichen Folgen Deiner Aggressionen.
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kleinchaos
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#3

Beitrag von kleinchaos »

Du musst bei der KK Krankengeld beantragen. Bei Krankheit innerhalb der ersten 4 Wochen brauch der Arbeitgeber noch keine Lohnfortzahlung leisten. Also Krankmeldung an die KK und KG beantragen.
Arbeitsamt hängt die Sperrzeit hinten dran, die 3 Monate werden nicht mit dem KG aufgerechnet. Kündigung wegen Depri ist Kündigung wegen Krankheit. Da sollte im schlimmsten Fall das Sozialgericht entscheiden. Ich würde die Sperrzeit so nicht akzeptieren.

Ansonsten Therapieplatz suchen, ALG1 und evtl Bürgergeld beantragen, erstmal wieder bissel einrasten und erholen
"Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden." Rosa Luxemburg
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tigerlaw
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#4

Beitrag von tigerlaw »

Auch von mir ein :willkommen: !

@kleinchaos hat schon vieles geschrieben, deshalb hier nur einige Ergänzungen:


1. Krankengeld gibt es nach dem Gesetz über die Krankenkassen (SGB V) eigentlich vom ersten Tag an.

Um aber die "kranken Kassen" finanziell zu entlasten, wurde das Entgeltfortzahlungsgesetz geschaffen, wonach der Arbeitgeber in den ersten sechs Wochen der Erkrankung den Lohn weiterzahlen muss. Dies aber auch erst, nachdem der AN bereits vier Wochen gearbeitet hat. Da Du aber nach weniger als 4 Wochen aufgehört hast, hast Du sofort Anspruch auf Krankengeld.

Ganz wichtig: Lass keine Lücken bei den Krankschreibungen entstehen!!!

2. Wenn Kündigung wegen Erkrankung, dann ist das ein "wichtiger Grund" im Sinne des Gesetzes. Besorge Dir ein Attest Deines Arztes über die Depri und nimm es zur Arbeitsagentur mit.

3. ALG gibt es tatsächlich nur bei drei Voraussetzungen: Arbeitslos (das bist Du), Du hast Dich persönlich gemeldet (telefonisch reicht nicht!), und Du musst der Vermittlung zur Verfügung stehen. Das geht aber nicht, da Du krank bist.

4. Kurier Dich aus (wie bereits kc schrieb), mit fachärztlicher Unterstützung. Die nächsten 78 Wochen hast Du die Sicherheit des Krankengelds!
Ich darf sogar beraten - bei Bedarf bitte PN!
Olivia
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#5

Beitrag von Olivia »

Wenn die Kündigung im krankheitsbedingten Affekt aufgrund depressiver Erkrankung geschehen ist, dann sollte es keine Sperzeit geben.
Beycep_07
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#6

Beitrag von Beycep_07 »

Danke für die vielen Rückmeldungen,

ich habe soeben bei meiner KK Krankengeld beantragt. Mal gucken, was die dazu sagen -nen Attest habe ich ja und für demnächst ist auch ne Therapie geplant.

Die Callcenter-Dame von der Arbeitsagentur meinte noch, dass ich von meiner Ärztin ein Dokument einholen muss, welches belegt, dass mir meine Hausärztin zur Kündigung geraten hat (hat sie aber nicht, dementsprechend habe ich da wenig Hoffnung) .

Glaubt ihr, dass die Kündigung aufgrund depressiver Affekthandlung trotzdem als legitimer Grund gilt Leistungen beziehen zu können -auch wenn mir meine Ärztin was anderes geraten hat?

Lg
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marsupilami
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#7

Beitrag von marsupilami »

:1:

Jetzt erstmal schauen, dass Krankengeld reinkommt bzw. die Anträge auf Bürgergeld ausfüllen und abschicken.

Wenn später doch auf Sperre entschieden wird, kann man das evtl. probieren.
Kommt drauf an, womit genau die Sperre begründet wird.
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Koelsch
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#8

Beitrag von Koelsch »

Ich denke, die Ärztin muss Dir nicht geraten haben, sondern sie muss die Kündigung wegen Depri für richtig halten
Frei nach Hanns-Dieter Hüsch, ist der Kölner überhaupt zu allem unfähig. Er weiß nix, kann aber alles erklären.
Deshalb kann von mir keine Rechtsberatung erfolgen, auch nicht per e-mail oder PN.
Olivia
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#9

Beitrag von Olivia »

Charakteristikum einer Depression ist ja unter anderem die krankheitsbedingte Einschränkung der Eigensteuerungsfähigkeit. Das kann sicher auch ein Arzt bestätigen. Die Kündigung kam ja nicht aus einer Laune oder Null-Bock-Haltung, sondern aufgrund depressiv-aggressiven Schubs nach Mobbing, verbunden mit Gefühlsstau und eben der Einschränkung der Eigensteuerungsfähigkeit.
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Koelsch
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#10

Beitrag von Koelsch »

:Daumenhoch: :Daumenhoch:
Frei nach Hanns-Dieter Hüsch, ist der Kölner überhaupt zu allem unfähig. Er weiß nix, kann aber alles erklären.
Deshalb kann von mir keine Rechtsberatung erfolgen, auch nicht per e-mail oder PN.
Beycep_07
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#11

Beitrag von Beycep_07 »

So kleines Update meinerseits:

Ich habe mich mit der Krankenkasse in Verbindung gesetzt, da wurde mir gesagt, dass mein letzter Arbeitgeber meine Krankenkasse wohl nicht angemeldet hätte und ich dementsprechend Stand jetzt keinen Anspruch auf Krankengeld habe. :D

Ich habe bei meiner letzten Firma nochmal nachgehakt -die wollen wohl intern klären, was da schief gelaufen ist. Ich hoffe, dass ich dann erstmal Ruhe und Gewissheit was Finanzielle angeht habe.

Danke bis hierhin für die guten Ratschläge. Im Netz findet man ja leider kaum was zu meiner Thematik. :Daumen:
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Koelsch
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#12

Beitrag von Koelsch »

Bleib wegen der KV unbedingt am Ball. Da hat der AG wohl Miste gebaut und dafür muss ggf. er gerade stehen
Frei nach Hanns-Dieter Hüsch, ist der Kölner überhaupt zu allem unfähig. Er weiß nix, kann aber alles erklären.
Deshalb kann von mir keine Rechtsberatung erfolgen, auch nicht per e-mail oder PN.
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marsupilami
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Re: Eigenkündigung wegen Depressionen -

#13

Beitrag von marsupilami »

Danke für die Rückmeldung!

Aber bleib da dran!
Geh Deiner alten Firma notfalls auf den Sack, wenn's sein muss!

Hast Du mit denen ein Datum vereinbart, bis wann das geklärt ist?

Sonst ist das womöglich der Sankt-Nimmerleins-Tag!


Ja, das ist schwierig, schwer, aber sonst geht das nicht vorwärts.
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